Der Begriff der Digitalisierung ist in aller Munde: Zeitungen berichten über die neuesten Entwicklungen und Erwartungen bezüglich der Digitalisierung im Zusammenhang mit der Entwicklung ganzer Gesellschaften. Unternehmen und Wirtschaftsexperten mahnen den schleppenden Ausbau der digitalen Infrastruktur an und Politiker streiten sich darüber, in welchem Maße der Ausbau der Digitalisierung vonstatten gehen sollte. Dazu sind unterschiedliche Länder unterschiedlich weit entwickelt: So gelten China und die USA als Zugpferde bezüglich der digitalen Entwicklung, während Deutschland diesbezüglich als rückständig gilt.
Für Dich zum Überblick
Die Digitalisierung als grundlegendes Element der modernen Lebens- und Arbeitswelt
Die Digitalisierung ist die wohl größte Veränderung, seit es nutzbaren Strom gibt. Sie greift in jeden Bereich des Lebens ein und ist in Form von Daten, dem Internet und digitalen Produkten überpräsent. Selbst in nicht hoch entwickelten Staaten findet die Digitalisierung statt und wird als technische Errungenschaft geschätzt. Entsprechend kann sich kein Mensch, der nicht völlig abgeschieden lebt, der Digitalisierung entziehen.
Gründe genug, die Digitalisierung einmal zu beleuchten und sich die Frage zu stellen, was Digitalisierung eigentlich ist. Wie ist sie einzuordnen, worin besteht sie eigentlich und was bedeutet das Ganze für Sie persönlich? Welche Möglichkeiten bietet die Digitalisierung und welche Entwicklungen sind zu erwarten? Und nicht zuletzt gilt es, diesen überbordenden Begriff einmal zu entwirren und die Digitalisierung als das zu betrachten, was sie ist: Nämlich als zu verstehenden Prozess, der in erster Linie auf technischen Errungenschaften beruht und erst in zweiter Linie auf einer neuen Art des gesellschaftlichen und unternehmerischen Denkens.
Digitalisierung – Eine Definition
Die Digitalisierung ist – abstrakt ausgedrückt – das Darstellen real vorhandener Informationen in einer physisch nicht an einen Ort gebundenen Form. Es handelt sich bei der Digitalisierung also um die digitale Darstellung von messbaren Informationen. Sie können diese erste Voraussetzung für das ganze Sein der Digitalisierung recht einfach nachvollziehen, wenn Sie sich einmal bewusst machen, was dies eigentlich nur heißt. Denn es bedeutet lediglich, dass der Mensch es geschafft hat, Informationen jeder Art in eine Form von Daten zu verpacken, die platzsparend gespeichert sind. Gleichzeitig sind diese Daten veränderlich, kopierbar, können verschoben und gelöscht werden und sie lassen sich in andere Darstellungformen überführen.
Möglich ist dies aufgrund der Art, wie Informationen digital gespeichert werden. So werden alle Informationen – unabhängig von ihrer Komplexität – in eine einheitliche Sprache übersetzt, die in einem binären Code besteht. Jede kleinste Einheit einer Information lässt sich in eine 1 oder 0 überführen und diese kleinen Teilinformationen lassen sich wieder zur Gesamtinformation zusammensetzen, wenn ein zum Auslesen befähigtes Programm diese Einsen und Nullen vorgehalten bekommt. Die Menge der speicherbaren Einsen und Nullen ist einzig eine Frage der Speichermedien. Das Mooresche Gesetz etwa besagt, dass die Kapazität von gleich groß bleibenden Speichermedien sich alle 12 oder 24 Monate verdoppelt. Die Beobachtung und Voraussage hat sich bisher als sehr akkurat herausgestellt. Entsprechend werden die Mengen an Daten, die speicherbar sind, kontinuierlich größer.
Die Unterschied zwischen dieser digitalen Darstellung und den älteren Methoden ist gravierend. So war es bezüglich der Informationsdarstellung früher so, dass Informationen bis zu einem gewissen Zeitpunkt ausschließlich analog dargestellt wurden. Dies heißt, dass zum Beispiel:
- Baupläne zwingend händisch gezeichnet und in physischer Form kopiert wurden
- Modelle für Objekte zwingend aus einem greifbaren Material hergestellt wurden
- Aufzeichnungen händisch erfolgten
- Briefe zu allen möglichen Zwecken und Anlässen versendet wurden
- Datensätze per Kopie auf Papier zum Teilen von Erkenntnissen versendet wurden
- Die Kommunikation per Telefon oder Brief geschah
- Bilder und Darstellungen ausschließlich einmal vorlagen
Es gibt noch viele weitere Beispiele. Sie sehen sicherlich, was gemeint ist. Das wohl wichtigste Unterscheidungsmerkmal bezüglich der Speicherung von Informationen ist jedoch, dass früher Informationen in einer physischen Form vorliegen mussten. Dies bedeutet auch, dass diese Informationen örtlich gebunden sind und gleichzeitig zerstört werden können. Die Digitalisierung löst dies weitestgehend auf, denn sie ermöglicht ein nahezu beliebiges Kopieren von Informationen und ein Speichern derselben Information an mehreren Orten. Damit verhindert die Digitalisierung ganz nebenbei den Verlust von Informationen sehr häufig. Zeitgleich werden unhandliche Speichermedien, wie etwa Papier, größtenteils überflüssig.
An dieser Stelle stellen Sie sich als Beispiel einmal ein antikes Dokument vor, welches die Sternenkonstellation von vor 1500 Jahren zeigt. Dieses Dokument mag einzigartig sein. Verbrennt es durch ein Feuer (im Museum), ist es weg. Selbstredend wurden und werden Kopien (auf Papier) hergestellt. Aber auch diese können vernichtet werden. Wird das antike Dokument allerdings noch zusätzlich eingescannt und digital gespeichert, kann es nicht so schnell verloren gehen. Die Informationen, um das Dokument wiederherzustellen, bleiben somit erhalten. Da virtuelle Daten auch dezentral gespeichert werden können – zum Beispiel in einer Cloud -, können sie als fast hunderprozentig sicher gelten.
Dabei wird bei der Digitalisierung nicht einfach nur eine Information (beispielsweise ein Bild) als gesamte Einheit gespeichert. Stellen Sie sich einmal vor, wie viele verschiedene Informationsebenen ein einziges digitales Bild haben kann. Wenn Sie nicht darauf kommen, dann sei Ihnen hiermit einmal geholfen:
- Jeder einzelne Bildpunkt
- Die Beziehung eines jeden Bildpunktes zu jedem anderen
- Metadaten (Datum des Erstellens, letzten Veränderns etc.)
- Farbwerte
Das eine digital gespeicherte Bild enthält besteht also nicht nur aus der Information eines gesamten Bildes, sondern lässt ein anderes Betrachten der Informationen zu. Dadurch schafft die Digitalisierung auch neue Formen von Datenbanken, in welchen sich nach nahezu beliebigen Kriterien suchen lässt. Die Digitalisierung führt damit dazu, dass Informationen auf verschiedenen Ebenen analysiert und verändert werden können. Da aber eine digitale Information durch einen Kopiervorgang immer dupliziert werden kann, bedeutet eine Veränderung nicht den Verlust des Originals.
Die Digitalisierung verändert also nicht nur die Art, wie Informationen gespeichert und verwendet werden können, sondern erweitert auch die Möglichkeiten der Betrachtung.
Zwei weitere Voraussetzungen für das Entstehen der Digitalisierung sind die digitale Infrastruktur und die digitale Kompetenz der Menschen. Die digitale Infrastruktur ist alles, was es ermöglicht, digitale Produkte und Strukturen zu nutzen.
Dazu zählen unter anderem:
- Internetleitungen
- Digitale Endprodukte (Computer, Smartphones etc.)
- Beteiligte Empfänger und Sender
- Kabellose Netzwerke
- Intranet
- Internet
- Schnittstellen zwischen Nutzer und Netzwerk
- Die Wartung und Verbesserung digitaler Netzwerke und der entsprechenden Hardware
Die digitale Infrastruktur bestimmt über die allgemeine Verfügbarkeit des digitalen Fortschritts. An dieser Stelle soll ein geschichtliches Beispiel bemüht werden, damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, wie digitale Informationsverarbeitung ohne ein vorhandenes Netzwerk aussehen kann: So gab es in den späten 70er Jahren an vielen Universitäten der USA bereits eine Form des Intranets. Dieses diente vor allem dazu, einen Großrechner über mehrere Interfaces anzusteuern, ermöglichte aber im Umkehrschluss auch das Speichern und Abrufen von Informationen durch mehrere Nutzer. Jedoch war es nicht möglich, von außen (durch ein anderes Netzwerk) auf dieses Intranet zuzugreifen und es war auch nicht möglich, Informationen aus diesem Intranet in eine Form zu übertragen, die woanders nutzbar gewesen wäre. Dies lag zum einen daran, dass die Protokolle (vereinfacht ausgedrückt: Die Norm, nach welcher Informationen abgelegt und dargestellt werden) nicht vereinheitlicht waren und zum zweiten daran, dass es kein Internet gab.
Sie sehen also, dass die ersten Schritte, die zur Digitalisierung führten, keineswegs weltverändernd waren – zumindest nicht zu ihrer Zeit. Dies ergab sich erst mit dem Aufkommen des kommerziell nutzbaren Internets um das Jahr 1990 herum. Plötzlich wurden Computer verfügbar und die Internetleitungen wurden gelegt. Im Jahre 2002 hat die Menschheit schließlich das erste Mal mehr Informationen digital als analog produziert und gespeichert. Entsprechend gilt das Jahr 2002 auch als Geburtsjahr der Digitalisierung. Um das Jahr 2003 herum folgten schließlich soziale Netzwerke und Youtube – womit auch ein neues Nutzerverhalten geboren wurde.
An der zweiten Stelle stehen dann Sie und alle anderen Menschen. Schließlich gelingt Digitalisierung nur, wenn der technische Fortschritt auch genutzt werden kann. Entsprechend braucht es eine digitale Kompetenz. Das beginnt damit, einen Computer bedienen zu können und endet damit, komplexe Programme selbst zu schreiben. Die meisten Menschen sind dazu in der Lage, Speichermedien zu verwenden und im Internet zu navigieren. Die Kompetenz der meisten Personen entspricht also einem reinen Nutzerverhalten.
Die Digitalisierung ist die moderne Art, Informationen darzustellen und mit den Informationen auch umzugehen. Es liegt auf der Hand, dass dies Dinge beschleunigt. Emails sind schneller als Briefe und digitale Blaupausen handlicher als die üblichen Papierrollen. Dies deckt aber lediglich die technische Definition der Digitalisierung ab. Gerad in meinen Vorträgen als Keynote Speaker Digitalisierung gehe ich darauf ein, dass Digitalisierung mehr als Technik ist.
Die Digitalisierung wird – unter Berücksichtigung der Gesellschaft und der Arbeitswelt – zunehmend als Prozess verstanden, der die gesamte Kommunikations- und Informationstechnik erfasst. Die Digitalisierung verändert dabei den Gebrauch und den Umgang mit Informationen, verändert die Sicht auf (Arbeits-)Prozesse und ändert auch das gesellschaftliche Handeln. Weiterhin führt die Digitalisierung zur sogenannten Digitalen Transformation – welcher sich später noch gewidmet wird. Im Grunde wird durch den Begriff der Digitalisierung aber die voranschreitende Vernetzung sowie das voranschreitende Digitalisieren von Daten gemeint.
Seien Sie sich an dieser Stelle einmal bewusst, dass die Digitalisierung für Sie schon damit begonnen hat, Emails zu schreiben oder Messenger-Apps zu verwenden. Jede moderne Kasse im Kaufhaus ist bereits digitalisierter als eine alte Registrierkasse. An Bahnhöfen gibt es digitale Anzeigen anstelle von mechanischen Anzeigen. Was die Digitalisierung also ursprünglich heißt – das Digitalisieren von Daten – ist bereits überall geschehen. Die Digitalisierung ist damit keine optionale Entscheidung mehr, da digitale Strukturen wirklich überall sind. Die Frage ist derzeit nur noch, in welche Richtung sich diese Dinge noch entwickeln, wie weit der Fortschritt noch reichen kann und ob welche Form die digitale Transformation und die Digitalisierung 4.0 noch annehmen werden.
Damit Sie noch einmal einen Überblick darüber bekommen, was Digitalisierung in einem streng technischen Sinne heißt, sei Ihnen folgende Checkliste an die Hand gegeben:
- Digitalisierung heißt, dass Daten auf technischen Medien gespeichert werden
- Digitalisierung heißt, dass Daten veränderbar, kopierbar und transportabel sind
- Digitalisierung heißt, dass Daten in ein Netzwerk gelangen
Digitalisierung bedeutet als Prozess aber noch viel mehr. So ergibt sich:
- Digitalisierung macht Informationen verfügbar
- Digitalisierung erfordert digitale Infrastrukturen
- Digitalisierung erfordert digitale Kompetenz
- Digitalisierung hat bereits fast überall Einzug gehalten
Digitalisierung in Deutschland
Deutschland gilt in vielen Diskussionen um die Digitalisierung und die Auswirkungen derselben als Entwicklungsland. An dieser Stelle hilft einmal die Betrachtung der Fakten, um zumindest einen Eindruck davon zu erhalten, wie es um die Digitalisierung und die digitale Transformation in Deutschland steht. Sie haben ja schon erfahren, dass die Digitalisierung nur durch Partizipation überhaupt Bestand hat. Entsprechend ist die Teilhabe an der digitalen Infrastruktur ein guter Indikator für den Stand der (nutzbaren) Digitalisierung.
So zeigt sich bereits bei einem zentralen Thema der Digitalisierung, nämlich bei Smartphones und entsprechenden Tarifen, dass Deutschland viel aufzuholen hat. So sind Tarife im europäischen Vergleich zwar nur durchschnittlich teuer. Allerdings ist Deutschland das Land mit der teuersten Daten-Flatrate: Um die 200 Euro werden dafür fällig. In Polen kostet das gleiche Angebot circa 13 Euro. Daraus ergibt sich auf einer reinen Nutzerebene, dass die Deutschen weniger Möglichkeiten an der Teilhabe an der digitalen Infrastruktur im mobilen Bereich haben, weil die finanziellen Hürden höher sind.
Hinzu kommt, dass die Netze in Deutschland alles andere als gut sind. Dies gilt für Mubilfunknetze und die Netze, die zur Vermittlung des mobilen Internets genutzt werden. Auch der kabelgebundene Netzausbau (Stichwort: Glasfasernetzwerk) ist in Deutschland ausnehmend schlecht. Der Ausbau guter Internetleitungen lohnt sich im privatwirtschaftlichen Sinne häufig nicht, wenn es sich um ein ländliches Gebiet handelt. Entsprechend gibt es noch immer Gegenden in Deutschland, in denen weder das mobile noch das stationäre Internet ausreichend sind. Es gibt Gegenden, die völlig ohne Abdeckung sind. In den meisten anderen Ländern wäre dies mittlerweile undenkbar.
Das schnellste Netz (bei einer Abdeckung von 97 Prozent der bewohnten Landesfläche) hat übrigens Südkorea. Deutschland liegt weit abgeschlagen auf Position 25. Das LTE-Netz in Deutschland deckt darüber hinaus nur 53 Prozent des Landes ab. In Gegenden ohne LTE-Abdeckung sind zumeist auch die alten Internetkabel vorhanden. In diesen Gegenden ist an einer Teilnahme an der Digitalisierung für Haushalte und Unternehmen nicht zu denken.
Stellen Sie sich einmal vor, was eine ganz banale Email mit einem wenige Megabyte großen Anhang für ein Unternehmen bedeuten kann: So kann auf diesem Wege eine große Datenmenge schnell von A nach B gelange – vorausgesetzt, die Internetleitung lässt dies zu. Sie sind es wahrscheinlich gewohnt, dass dies höchstens ein paar Sekunden in Anspruch nimmt. Andernorts reden wir von mehreren Minuten. Dies mag sich im Einzelfall nicht schlimm anhören, bedeutet bei mehrfacher Wiederholung am Tag allerdings einen immensen Zeitverlust. Entsprechend hat die bloße Internetgeschwindigkeit bereits Auswirkungen auf die Möglichkeiten von Unternehmen und Personen in Deutschland. Die Digitalisierung besteht nicht nur in der Möglichkeit, digital zu speichern, sondern umfasst eben vor allem die Vernetzung.
Eine erfreuliche Entwicklung in Deutschland bezüglich der Digitalisierung besteht allerdings in der Abdeckung durch schnelle Internetverbindungen in Haushalten und Unternehmen: Mehr als jeder siebte Internetanschluss gilt mit über 50 Megabyte pro Sekunde als schnell. Der Ausbau schreitet hier langsam aber stetig voran. Damit ist die Teilhabe am Netz in Deutschland weitestgehend sichergestellt und das Land liegt im internationalen Vergleich im Mittelfeld.
Die weiteren Aspekte der Digitalisierung in Deutschland – vor allem im Bezug auf Unternehmen und die Arbeitswelt – lassen hingegen andere Aussagen zu. So ist Deutschland traditionell ein Standort für die Industrie. Es wird also in der hiesigen Arbeitswelt fleißig gefertigt. Nun kam eine McKinsey-Studie jüngst zu dem Schluss, dass Deutschland sein digitales Potenzial gar nicht (und zu lediglich 10 Prozent) nutze. Damit sind alle Aspekte gemeint, die sich infolge der Digitalisierung der digitalen Transformation ergeben müssen, um die Arbeitswelt und den Markt auf einem Niveau zu halten oder zu steigern. Die Annahme, dass dies überhaupt notwendig wäre, speist sich aus der Prognose, dass die Digitalisierung enorme Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsicherheit haben kann. So können viele Jobs in Zukunft aufgrund einer Automatisierung wegfallen, was besonders für geringfügig Qualifizierte gilt.
Stellen Sie sich einfach vor, dass in Zukunft Roboter und automatisierte Fertingungssysteme das Zusammensetzen von Dinge – etwa von Autos – komplett übernehmen können. Technisch wird dies in absehbarer Zeit möglich sein und das Anschaffen von Maschinen rechnet sich für jeden Betrieb, insofern menschliche Arbeitskraft ersetzt werden kann. Gleiches gilt für das, was in Deutschland noch als Service bezeichnet wird: Menschen, die in einer Schalterhalle Tickets verkaufen oder Pakete und Briefe entgegen nehmen und frankieren, sind ebenso durch automatische Systeme zu ersetzen.
In Deutschland könnten diese Auswirkungen besonders schmerzhaft werden, wenn das Land nicht damit beginnt, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen. So bietet die Digitalisierung ja auch die Möglichkeit, effizienter zu fertigen und neue Beschäftigungszweige zu entwickeln. Themen, die sich hier auftun, sind zum Beispiel:
- Künstliche Intelligenz
- Erforschung und Fertigung digitaler Produkte
- Internet der Dinge
- Digitale Dienstleister
Problematisch ist, dass die großen digitalen Produkte (Ebay, Paypal, Apple, Microsoft etc.) allesamt nicht in Deutschland stationiert sind. Nicht einmal die benötigte Hardware (Mikrochips etc.) wird in Deutschland in einer bedeutenden Menge fabriziert. Deutschland ist also immer ein Endkonsument von Produkten, die anderen Ländern viel Geld einbringen. Gleichzeitig erfordert es die aktuelle Lebens- und Berufswirklichkeit, von diesen Produkten Gebrauch zu machen. Es wäre für den Wirtschaftsstandort Deutschland entsprechend vorteilhaft, wenn auch hierzulande digitale Produkte geschaffen würden. Derzeit betrifft der Anteil digitaler Dienstleistungen und Produkte an der Wirtschaftsleistung in Deutschland circa 5,4 Prozent. Bezüglich Start Ups und digitaler Produkte ist Deutschland derzeit nicht als Innovationsstandort ernst zu nehmen. Die (politische) Weichenstellung für eine neue Trendentwicklung erfolgt erst seit wenigen Jahren – und damit später als anderswo.
Auch hat die Digitalisierung, genau wie die digitale Transformation, auf vielen Ebenen auch noch keinen Einzug gehalten. So spielen diese Dinge in Branchen wie etwa der Fortwirtschaft und der Imkerei keine Rolle. In anderen Ländern ist dies anders, weil die erhobenen Daten beispielsweise zur zentralen Sammlung von Bestands- und Wetterdaten dienlich sind. In Deutschland ist diese Form der Digitalisierung, die nicht primär einem konkreten Arbeitsschritt dient, eher die Ausnahme. Auch hier deckt sich die Wirklichkeit mit der Beobachtung, dass Deutschland sein digitales Potenzial kaum nutze.
Legendär und berüchtigt ist Deutschland für seine Bürokratie, die, wie Sie sicherlich wissen, enorm viel Papier und Zeit verschlingt. In anderen Ländern lassen sich all diese Prozesse bereits online und digital regeln. In Estland können Sie per Online-Formular sogar ein Gewerbe anmelden. Deutschland ist, werden die hoch entwickelten Staaten betrachtet, eines der rückständigsten Länder, was den digitalen Fortschritt im öffentlichen Raum angeht. Ähnliches gilt für den Personennahverkehr, die Polizei und die Dokumentation in vielen Arbeitsumfeldern. Das Hauptproblem besteht auch darin, dass Daten zwar digital erfasst werden. Aber sie werden nicht so aufbereitet, dass sie nutzbar wären. So tauschen Behörden ihre Daten nur ungenügend gut aus und bis heute gibt es keine einheitliche Kartei bei der Polizei.
Es sind also zwei Paar Schuhe: Das bloße Einläuten der Digitalisierung durch das Digitalisieren von Daten und das sinnvolle Verwenden derselben. In Deutschland verhält es sich derzeit insgesamt noch so:
- Die Digitalisierung im öffentlichen Raum kommt zu schleppend voran
- Die Digitalisierung geht oftmals nicht über das bloße Digitalisieren von Daten hinaus
- Die Digitalisierung wird in einer Art diskutiert, also sei sie etwas völlig Neuartiges
- Die Digitalisierung scheitert teilweise bereits an der digitalen Infrastruktur
- Die Digitalisierung erscheint vielen Menschen noch als zu abstrakt
Digitalisierung in Unternehmen
In den Schlagzeilen wurde jüngste getitelt, dass die Digitalisierung in Deutschland 3,4 Millionen Jobs vernichten könnte – insofern keine neuen Betätigungsfelder geschaffen werden und die Unternehmen sich nicht darauf vorbereiten. Hält die Digitalisierung in Unternehmen Einzug, ist dies gar nicht unrealistisch.
Sie müssen sich nur einmal vor Augen führen, was es alles an Infrastrukturen innerhalb eines Unternehmens gibt: Da sind zum Beispiel Menschen, die den ganzen Tag über Dokumente von A nach B schleppen, oder sich um die Austeilung von Briefen innerhalb eines Gebäudes kümmern. Es gibt teils noch zentrale Kopierräume und teilweise Betriebssysteme, deren Sicherheit seit 2005 nicht mehr gewährleistet ist.
Andererseits wäre es für Unternehmen ohne Weiteres möglich, beispielsweise folgende Maßnahmen zu ergreifen:
- Das Digitalisieren sämtlicher interner Schreiben
- Das Ausstatten aller Etagen/Räume mit Computern, Scannern etc.
- Das Aktualisieren von Software
- Das Investieren in smarte Buchhaltungsprogramme
- Das Etablieren von automatischen Antwortsystemen für den Kundenkontakt
Dass sich dadurch Jobs auflösen werden, ist unvermeidlich. Andererseits bedeuten diese Maßnahmen immer eine Kostensenkung auf lange Sicht, weil die benötigten Geräte sich irgendwann aufgrund der eingesparten Lohnkosten amortisieren. Zeitgleich lässt der Konkurrenzdruck einen Verzicht auf die Digitalisierung überhaupt nicht zu. Das ist schon damit zu begründen, dass die interne und externe Kommunikation eines Unternehmens durch die Digitalisierung enorm beschleunigt wird.
Sie müssen sich an dieser Stelle auch einmal Gewahr werden, dass das bloße Digitalisieren von Daten erst der Beginn ist. Es handelt sich bei diesem Schritt sozusagen um die absoluten Basics. Die digitale Transformation eines Unternehmens ist noch einmal ein ganz anderer Schritt und hat Auswirkungen auf die gesamte Interaktion zwischen Unternehmen und Unternehmen und Kunden.
Für kleine Unternehmen, die von den Vorzügen der Digitalisierung aufgrund der technischen Umgebung abgeschnitten sind, bedeutet die Digitalisierung eine immense Herausforderung. Stellen Sie sich einmal vor, was es heutzutage für ein Unternehmen bedeutet, wenn es nicht online auf den Markt zugreifen kann – etwa um Bauteile oder ähnliches zu erwerben -, sondern nur bei einem (lokalen) Händler kaufen kann: Es gibt keinen Preisvergleich und damit auch keine Wettbewerbsgleichheit. Das weniger flexible Unternehmen wird immer im Nachteil sein, weil es eventuell schlechtere Entscheidungen aufgrund einer geringeren Informationslage trifft. Gleichzeitig bleiben Unternehmen, die nicht an der Digitalisierung teilnehmen, mehrere Dinge verwährt. Darunter zum Beispiel die Kundenakquise auf digitalem Wege, digitale Werbung und die digitale Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern.
Diese Kette aus Nachteilen ließe sich beliebig fortsetzen, denn sie beruht immer darauf, dass einzelne Teilnehmer am Markt (also Unternehmen) von den Vorzügen der Digitalisierung abgeschnitten sind.
Nicht zuletzt bedeutet die Digitalisierung mehr Konkurrenz: Besonders der stationäre Handel gerät durch Online-Kaufhäuser zunehmend unter Druck. Die Digitalisierung sorgt zudem für eine bessere Mündigkeit bei Verbrauchern: So haben auch Sie als Konsument durch die online verfügbaren Informationen die Möglichkeit, alle Konkurrenten miteinander zu vergleichen. Zu teure Unternehmen, die früher ohne Weiteres ein gesamtes Gebiet versorgen konnten und eine Monopolstellung innehatten, werden so abgelöst. Das digitale Einkaufen wird dabei von eng getakteten Paketdiensten ergänzt – beide Branchen ergänzen sich hier gegenseitig.
Ein wesentlicher Vorteil für Unternehmen besteht dabei in der Reduktion von Kosten, die durch die Digitalisierung entsteht. Vereinfacht gesagt ist es so, dass eine Email nichts kostet und ein Brief samt Porto eben schon. Auch das gesparte Material aufgrund des geringeren Kopieraufwandes rechnet sich langfristig enorm. Da auch jeder Zeitaufwand in der Arbeitswelt einen Geldwert hat, ergeben sich hierdurch zusätzliche Einsparungen.
Digitalisierung in der Arbeitswelt
Nicht nur die Unternehmen ändern sich im Zuge der Digitalisierung. Auch die Arbeitswelt selbst – und damit ein jeder Arbeitsplatz – kann sich hierdurch stark verändern. Ein Schlagwort der letzten Jahre ist dabei Flexibilität.
Damit kann zum Beispiel der Trend gemeint sein, dass Menschen orts- und zeitunabhängig arbeiten können – die Digitalisierung macht es möglich. Nicht wenige Jobs können heute an einem Computer ausgeübt werden, insofern eine Internetverbindung vorhanden ist. Das bedeutet für viele Arbeitnehmer auch neue Chancen, denn sie können ihre Arbeit besser an ihren Alltag anpassen. Für wieder andere Arbeitnehmer bedeutet dies aber auch, dass sie neu gefordert werden. Für Menschen, die im Umgang mit digitalen Medien nicht geschult sind, kann dies sehr anstrengend sein.
Die Digitalisierung geht aber auch mit einer erhöhten Erreichbarkeit einher. So ist es für viele Menschen mittlerweile normal, ihre Emails auch außerhalb der Arbeitszeit zu überprüfen und sogar zu beantworten. Für viele Selbstständige bedeutet die bessere Erreichbarkeit eine einfachere – weil flexiblere – Ausübung ihres Jobs. So verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend.
Doch das Hauptaugenmerk bezüglich der Digitalisierung in der Arbeitswelt liegt immer auf der Automatisierung. In Wirtschaftsforen wird ständig eruiert, wie viele Jobs wohl konkret bedroht sein könnten. Wie Sie wissen, wurden vorhin die 3,4 Millionen bedrohten Jobs angesprochen (das ist in etwa jeder zehnte sozialversicherungspflichtige Job in Deutschland). Andere Zahlen gehen von zwölf Prozent aller Jobs aus oder sogar von jedem zweiten Job. Das ist abhängig davon, wer gefragt wird, und was bezüglich der Entwicklung in der Arbeitswelt prognostiziert wird.
Schafft es eine Gesellschaft nicht, ihre Arbeitswelt dahingehend umzugestalten, dass neue Jobs in neuen Branchen entstehen, ist es in der Tat so, dass die Automatisierung die Arbeitswelt enorm verändern wird. Die Zeiten, in denen hunderte Menschen in einem Werk arbeiten, könnten in wenigen Jahrzehnten tatsächlich vorbei sein. Da die Arbeitswelt insgesamt zu individuelleren und vernetzteren Strukturen übergeht (zunehmende Selbstständigkeit; mehr Joint Ventures; mehr ergebnisorientierte Arbeit), ist das Auflösen von großen Belegschaften an einzelnen Standorten ein dazu passender Schritt. Hier spielt auch wieder die Tatsache mit hinein, dass die Digitalisierung das Arbeiten an unterschiedlichen Orten vereinfacht.
Außerdem wird die Arbeitswelt in dem Sektor, in welchem eine Präsenz im Unternehmen nur wenig vonnöten ist – etwa, wenn im Außendienst oder der digitaltechnischen Wartung gearbeitet wird – flexibler bezüglich der Auswahl eines Jobs. Stellen Sie sich einmal vor, Sie seien IT-Fachmann mit dem Schwerpunkt Sicherheit. Ihre Qualifikation ist gewollt, aber Sie können de facto fast alles in diesem Bereich von zuhause aus tun, wenn Sie eine Schnittstelle zwischen Ihrem Computer und dem Netzwerk des Unternehmens herstellen. Insofern spielt es oftmals keine Rolle mehr, ob Sie dann für jemanden in München oder in Berlin arbeiten. Sie haben hier mehr Möglichkeiten.
Selbiges gilt für viele Arbeitnehmer in der modernen Arbeitswelt. So auch für:
- Werbefachleute
- Texter
- Website-Designer
- Graphiker
- Selbstständige, die ihren Vertrieb online abwickeln
Gleichzeitig können einige dieser Berufe auch nur bestehen, weil es die Digitalisierung und die moderne Arbeitswelt gibt. Prominente Beispiele sind vor allem Website-Designer.
Es gibt allerdings auch Bereiche, in denen die Digitalisierung keine große Änderung in nächster Zeit bedeuten wird. So ist die Arbeitswelt in allen Berufen, die am und mit dem Menschen arbeiten, auf menschliche Expertise angewiesen. Keine Maschine kann bisher einen Psychologen oder Kindergärtner ersetzen und es ist gesellschaftlich auch bei weitem nicht die Stimmung vorherrschend, die das wünschenswert machen würde.
Auswirkungen der Digitalisierung
Die Digitalisierung hat nicht nur Auswirkungen auf Unternehmen und die Arbeitswelt. Sie erfasst alle Bereiche des menschlichen Seins. Doch vorerst soll noch einmal auf die Auswirkungen in einem (entfernt) wirtschaftliche Sinne eingegangen werden. So macht die Digitalisierung Daten besser verfügbar, was unter anderem der Forschung zugute kommt. Daten können weltweit in nahezu Echtzeit geteilt werden und machen damit Forschungen aller Art einfacher. Die Datenlage kann stets vergrößert und angepasst werden. Das Material für weiterführende Auswertungen wird weltweit gesammelt.
Auch der einzelne Mensch kann entsprechend vom immer größer werdenden Aufkommen von Wissen profitieren. Wo früher Erkenntnisse in Form von Aufsätzen und Büchern nur langsam ihren Weg über die ganze Welt gefunden haben, steht nun das Internet. Hier werden neueste Erkenntnisse blitzschnell verbreitet – und für immer festgehalten.
Die Digitalisierung beeinflusst aber nicht nur, wie Sie Ihr Wissen mehren können und Informationen erlangen. Die Auswirkungen betreffen vor allem Ihren Konsum von Kulturgütern und normalen Gütern. Wie Sie sicherlich wissen, können Sie alle Formen von Musik und Film auch digital erwerben. Dass hierbei kaum Produktionskosten anfallen, ist offensichtlich (weshalb digitale Medien häufig auch günstiger sind als physische Speichermedien). Aber gleichzeitig tut sich hier das Problem mit dem Kopierschutz auf: Immer mehr Kunstschaffende stehen vor dem Problem, dass ihre Werke digital kopiert und öffentlich gemacht werden. Das ist die Kehrseite der Möglichkeit, Inhalte digital zu kopieren. Die Digitalisierung bedeutet leider auch, dass neue Arten der Kriminalität entstehen. Dies stellt ganz nebenbei eine der größten Herausforderungen durch die Digitalisierung dar.
Einen interessanten Effekt hatte die Digitalisierung unterdessen auch auf das Fernsehen: So gehen die Zuschauerzahlen kontinuierlich zurück, weil das sogenannte lineare Fernsehen – also das Fernsehen nach Programm ohne die Möglichkeit, Dinge zu überspringen – durch Mediatheken und Online-Streamingdienste größtenteils abgelöst wurde. Die Auswirkungen auf das Nutzerverhalten sind hier besonders gut zu sehen. So lehnen Menschen es zunehmend ab, bei Medien Werbepausen zu haben oder nicht entscheiden zu können, was sie sehen.
Da es ein allumfassendes Angebot im digitalen Raum gibt, haben Menschen nun immer die total freie Auswahl. Auch das sind die Auswirkungen der Digitalisierung. Dabei sind meistens auch noch die Kosten geringer. Häufig sind Angebote auch bis zu einem gewissen Punkt gratis. An die Stelle des monatlichen Kinobesuchs ist vielerorts der Account bei einem der großen Streamingdienste getreten.
Auf den Alltag bezogen zeigen sich exemplarisch etwa noch folgende neue Entwicklungen:
- Apps zeichnen Gesundheitsdaten auf und helfen bei der Selbstoptimierung
- Digitale Assistenten helfen beim Navigieren
- Textnachrichten per Messenger lösen die SMS und das Telefonat ab
- Die Sicherheit von Passwörtern spielt eine Rolle
Erinnern Sie sich einmal daran, wann der letzte Tag war, an welchem Sie ihr Smartphone (statistisch betrachtet besitzen Sie circa 0,8 Smartphones) zuhause gelassen haben. Wahrscheinlich ist dies wenig denkbar – der Blick auf die Uhr, das Checken von Mails oder den Nachrichten sowie das Nutzen des Wetterdienstes stecken einfach so im Verhalten drin. Die Digitalisierung hat wahrscheinlich auch Sie schon verändert. Das ist natürlich den wenigsten Menschen bewusst. Durch die Allgegenwärtigkeit der Auswirkungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, sind einzelne Aspekte der Digitalisierung gar nichts Besonderes. Es ist kaum so, dass ein Mensch etwas wahrnimmt, darauf zeigt und es dann als Produkt der Digitalisierung erkennt. Dies liegt vor allem daran, dass die Digitalisierung eben vor allem als abstrakte Idee wahrgenommen wird – wenngleich sie ja, wie Sie gewiss sehen, sehr konkret ist.
Die Auswirkungen der Digitalisierung betreffen aber bei Weitem eben nicht nur die Arbeitswelt, die Unternehmen und die einzelnen Individuen. Die Auswirkungen umfassen auch die gesamte Gesellschaft in einem politischen Sinne. So sind soziale Medien mittlerweile ein Teil von Wahlkämpfen. Informationen – vor allem brisante – verbreiten sich rasend schnell und Menschen haben mehr Möglichkeiten denn je, ihre Meinung kundzutun und sich einzumischen. Dabei ist es bei digital stattfindenden Diskussionen zudem auch möglich, Manipulation walten zu lassen. Die Auswirkungen von Bots beispielsweise lassen sich anhand der politischen Ereignisse des Spätjahres 2016 erahnen.
Tatsache ist auch, dass die Auswirkungen der Digitalisierung das Privatleben vieler Menschen erfasst hat. Es erscheint vielen Menschen normal zu sein, ihre Gedanken und Vorlieben online mit der ganzen Welt zu teilen. Dabei entstehen so zum einen Vorteile: Menschen können leicht Gleichgesinnte finden und/oder neue Kontakte knüpfen. Auf der anderen Seite hat der gläserne Nutzer den Nachteil, dass seine Daten genutzt werden können – beispielsweise um Werbung zu schalten oder Informationen über bestimmte Zielgruppen zu erlangen.
Werbung ist auch etwas, was sich im Zuge der Digitalisierung enorm verändert hat. Früher gab es Werbeblöcke, Anzeigen und Plakate als bevorzugte Medien. Diese Form von Werbung war noch nicht sehr gezielt, weil sie nicht gezielt präsentiert werden konnte. Anders ist dies nun aufgrund der Digitalisierung: Die Daten eines Nutzers können dazu führen, dass genau die Werbung beim Surfen erscheint, die für den Nutzer potenziell interessanter ist. Somit lässt sich ganz anders mit Zielgruppen verfahren.
Auswirkungen der Digitalisierung sind außerdem noch zu spüren in den Bereichen:
- Gesundheitswesen (medizinische Daten, Therapiepläne, Konsultationen)
- Rechtswesen (Austausch von Gutachten und Interpretationen)
- Messtechnik; Kartographie
- Logistik und Verkehr
- Archivierung
Ein großer Stellenwert kommt seit der Digitalisierung den Daten als solchen zu. Damit ist zum Beispiel alles gemeint, was über Sie so im Internet existiert – was also an Daten über Sie zu finden ist. Schließlich vergisst das Internet bekanntlich nichts (zumindest ist es schwierig, Dinge aus ihm zu löschen). Ihre persönlichen Daten (inklusive Ihren Adressen) sind für viele Menschen interessant, da Sie ein potenzieller Kunde sind. Doch nicht nur diese Form der Datennutzung gibt es. Auch gibt es ein Interesse daran, an Passwörter und Nutzerdaten zu gelangen. Schließlich bietet die Digitalisierung auch Möglichkeiten wie etwa das Online-Banking oder das Einkaufen online. Wer hier fremde Daten erhält, kann sich bereichern. Damit ist noch ein weiter Aspekt der neuen Art von Kriminalität, die mit Digitalisierung einhergeht, erläutert.
Die Auswirkungen der Digitalisierung lassen sich allerdings auch kurz zusammenfassen: Sie betreffen alles, was irgendwie mit Informationen und Informationsverarbeitung zusammenhängt. Damit betrifft die Digitalisierung ausnahmslos jeden Bereich des Lebens.
Die Digitalisierung hat darüber hinaus auch Auswirkungen auf das Bewusstsein der Menschen. Denn wie Sie sicherlich erahnen, hat nicht alles Digitale nur Vorzüge. Das ständige Erreichbarsein, die leichte Verfügbarkeit von Informationen und Nachrichten sowie die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes bedeutet auch Stress. Die Gesundheitsbranche hat daher einen völlig neuen Begriff aufgetan: Digital Detoxing. Dies meint, sich einmal bewusst aus dem Digitalen zurückzuziehen. Das Smartphone bleibt ein paar Tage aus, der Computer wird gemieden. In einer hektisch werdenden Gesellschaft, die es gewohnt ist, dass alles binnen Sekunden mitgeteilt werden kann, kann dies eine angenehme Auszeit bedeuten.
Die Digitalisierung ist also überall und hat Auswirkungen auf so ziemlich alles. Doch dadurch, dass die meisten Menschen sich mittlerweile daran gewöhnt haben, dass dies so ist, fällt es nicht auf. Die Digitalisierung ist genauso selbstverständlich geworden wie Elektrizität. Zum diskutierbaren Begriff wird die Digitalisierung deshalb auch erst, wenn man versucht, sie zu erläutern oder in einen spezifischeren Kontext zu bringen.
Die digitale Transformation
Die digitale Transformation bezeichnet den Veränderungsprozess, der durch die Digitalisierung angestoßen wurde. Kompliziert ist hierbei die unscharfe Unterscheidung zwischen den Begriffen Digitalisierung (in einem Sinne, dass ein Prozess gemeint ist) und der digitalen Transformation. Jedoch besteht die digitale Transformation vor allem in der Wechselwirkung von Staat, Gemeinschaft, Unternehmen und Wissenschaft vor dem Hintergrund der Digitalisierung.
Die digitale Transformation ist ein Begriff, der im Grunde ein technisches und gesellschaftliches Perpetuum mobile beschreibt: So stehen im Zentrum die digitalen Technologien, die überhaupt eine Digitalisierung und damit eine digitale Transformation ermöglichen. Neue Technologien für die Digitalisierung schaffen neue Möglichkeiten und damit auch neue Erwartungshaltungen. Diese Erwartungshaltungen werden zum Beispiel durch Verbraucher bestimmt, die damit den Markt beeinflussen. Der Markt wiederum braucht Innovation (durch Forschung), um den Erwartungshaltungen gerecht zu werden. Dies kann staatlich gefördert sein. Es entwickelt sich der technische Fortschritt einfach immer weiter. Der technische Fortschritt wird vor allem zur weiteren Digitalisierung – in einem vernetzenden Sinne – genutzt.
Aber Sie wissen ja, wie es ist: Kommt ein neues Modell (beispielsweise ein neues Smartphone) auf den Markt, haben die alten Modelle schnell ausgedient. Genau so verhält es sich aber bei allen Produkten und Dienstleistungen im digitalen Bereich. Und da die neuen Technologien meistens besser sind als die alten, werden auch alle Beteiligten diese Technologien irgendwann nutzen wollen. Doch dann kommt wieder eine Erwartungshaltung zustande (das Bessere wurde zum Standard) und der Zyklus beginnt von Neuem. Damit ist die digitale Transformation auf dieser Ebene eine Art Fortschritts-Garantie. Stillstand wird nicht verziehen, weil immer wieder mal Technologien aufkommen, die an anderen vorbeiziehen und sie ablösen. Denken Sie einmal an das Smartphone, das den Mobiltelefonmarkt dominiert oder an Ihre gewohnten Standards bezüglich der Bild- und Tonqualität bei Computern und Laptops.
Die Digitalisierung hat viele Technologien gänzlich abgelöst und die digitale Transformation lässt einen Rückschritt nicht wirklich zu.
Damit wäre die Wertschöpfungskette, die ein Kernpunkt der digitalen Transformation ist, abgehandelt. Auf der anderen Seite steht dann noch, was für Märkte sich allein aufgrund der Digitalisierung an sich ergeben. So spielt das Management von Daten seit einigen Jahren eine immer größer werdende Rollen. Giganten wie Google machen es vor: Ihre Algorithmen bestimmen mit darüber, was Ihnen überhaupt in den Suchergebnissen angezeigt wird. Aber auch Geheimdienste und Marktforschungsinstitute wären ohne die immer größer werdenden Datenmengen und die Aufarbeitung derselben nicht so handlungsfähig, wie sie es heute sind. Selbstredend nutzen diese Unternehmen die Digitalisierung damit voll aus.
Daraus ergeben sich plötzlich neue Probleme – etwa bezüglich des Schutzes der Privatsphäre oder bezüglich dessen, was ein Akteur am Markt wissen darf und was nicht. Die digitale Transformation zwingt also auch den Staat zum Handeln, denn dieser stellt häufig die einzige Möglichkeit zur Regulation dar. In einer weltweit vernetzten Welt, in der alle Daten theoretisch beliebig kopierbar sind, ist dies aber eher symbolisch zu sehen. Die meisten Richtlinien bezüglich des Datenschutzes sind recht leicht zu umgehen. Die Digitalisierung hat das Verständnis davon, was Datenschutz ist, grundlegend verändert.
Für das einzelne Unternehmen bedeutet die digitale Transformation, dass das bloße Digitalisieren von Daten nicht genügt. Papier zu sparen und leichter und schneller kommunizieren zu können, ist zwar ein wichtiger Schritt. Aber da die Erwartungshaltung der Kunden beispielsweise auch dahin geht, digitale Präsenz zu zeigen, müssen Unternehmen sich umstellen. Sie müssen die digitale Transformation selbst leben und sich um Websites, Online-Shops und vieles mehr kümmern.
Die digitale Transformation ist somit eine logische Konsequenz der Digitalisierung. Denn ist die notwendige Infrastruktur einmal da, geht es darum, wie sie genutzt wird. Würde sie nicht (wirtschaftlich) genutzt werden, gäbe es auch kein Interesse am Erhalt der digitalen Infrastruktur.
Die digitale Transformation bedeutet also ein stetiges Wachstum in folgenden Bereichen:
- Anwendung von Programmen und Apps
- Nutzung von digitalem Service
- Verwertung von Daten
- Weiterentwicklung digitaler Produkte
- Schaffung neuer Wertschöpfungsmethoden auf Basis der Digitalisierung
- Ausbau digitaler Angebote seitens der Unternehmen
- Ansprüche bezüglich des Standards der digitalen Infrastruktur
Die digitale Transformation ist letzten Endes das, was die neue Arbeitswelt maßgeblich prägt. Sie führt zu einer schrittweisen Veränderung zu einer völlig neuen Art, Gesellschaften, Arbeitsumfelder und Staaten zu verwalten. Sie erweitert die Möglichkeiten eines jeden Einzelnen. Die Frage, ob oder wie dies geschieht, stellt sich gar nicht mehr. Die digitale Transformation fordert vielmehr von den einzelnen Individuen und der Politik, sich auf gewisse Rahmenbedingungen zu einigen. Diese sollten vor allem verhindern, dass einzelne Menschen oder Unternehmen von den Vorzügen der Digitalisierung abgeschnitten werden.
Digitalisierung 4.0
Die Digitalisierung 4.0 (auch bekannt als Industrie 4.0) bezeichnet die Vernetzung und Automatisierung von Arbeitsprozessen. Der Begriff Digitalisierung 4.0 leitet sich aus zweierlei ab: Zum einen stellt die Digitalisierung die dritte Industrielle Revolution dar (nach der Mechanisierung mittels Wasser- und Windkraft und dem Aufkommen von Elektrizität und der Massenfertigung). Zum anderen erklärt sich die 4.0 aus der üblichen Vorgehensweise, neue Versionen desselben Produktes mit einer aufsteigenden Versionsnummer zu benennen. Die Digitalisierung stellt also die Digitalisierung 3.0 dar und die Digitalisierung 4.0 stellt eine neue Art von Digitalisierung dar.
Was mit Vernetzung von Produktionsschritten gemeint ist, lässt sich recht anschaulich erläutern. Es sind an dieser Stelle vier Ebenen zu betrachten, nämlich:
- Vernetzung
- Informations- und Datentransparenz
- Technische Assistenz
- Dezentralisierung von Entscheidungen
Die Vernetzung ist schnell erklärt. So umfasst sie das Vernetzen von Unternehmensabteilungen und Standorten untereinander, die Vernetzung von Mitarbeitern, die Vernetzung von Objekten (Internet der Dinge) und die Vernetzung zwischen Dingen und Menschen. Die Auswirkungen, die so eine Vernetzung im Rahmen der Digitalisierung 4.0 mit sich bringt, umfassen eine Steigerung der Effizienz. So können Bedarf und Produktivität besser untereinander verglichen werden. Interne Abläufe können aufgrund der besseren Erfassung von Entwicklungen optimiert werden. Die allgegenwärtigen Messungen und Erfassungen von Daten machen eine Kontrolle von Details leichter. Gleichzeitig erhalten die Mitarbeiter mehr Informationen.
Informations- und Datentransparenz meint die Möglichkeit, ein digitales Abbild der Fertigung zu erstellen. So lassen sich etwa Simulationen erstellen, die eine Aussage über die zu erwartende Entwicklung zulassen. Auch lassen sich damit Arbeitsprozesse abstrahieren. Als Beispiel sei Ihnen hier einmal die Sicheheitsaufsicht im Personentransportwesen genannt: Hier werden Züge und Gleise auch nur abstrahiert dargestellt, allerdings sind alle wichtigen Informationen vorhanden.
Die technische Assistenz bedeutet, dass immer mehr Arbeitsschritte durch Maschinen und Technik getan oder vereinfacht werden können. Auch bedeutet technische Assistenz, dass administrative Aufgaben (das Nachbestellen von Bauteilen, das Einstellen einer Klimaanlage etc.) automatisiert werden können. Technische Assistenz bedingt aber immer auch, dass die Menschen befähigt werden, mit der technischen Hilfe zu arbeiten.
Dezentrale Entscheidungen ergeben sich aus der Tatsache, dass einzelne Arbeitsabläufe effizienter ablaufen können, wenn sie technisch unterstützt umgesetzt werden. So ergibt sich zum Beispiel für Fertigungsschritte, dass in jedem Teilabschnitt – unter Berücksichtigung der anderen Teilabschnitte – die Entscheidungen getroffen werden können, die lokal zu einem bestmöglichen Ergebnis führen und gleichzeitig zu einem bestmöglichen Gesamtergebnis führen. Wenn es zu Störfällen oder Problemen kommt, wird eine automatisierte dezentrale Entscheidungseinheit jedoch das Problem an eine höhere Instanz (einen Menschen) weiterreichen. Dezentrale Entscheidungen meinen in der Regel nur das Automatisieren von Prozessen, die lokal überschaubar sind und sich mit den sonstigen Prozessen eines Unternehmens in Einklang bringen lassen.
Die Digitalisierung 4.0 bezeichnet also die neue Art, Unternehmen und Produktion zu denken. Die Auswirkungen sind unmittelbar zu spüren: So lassen sich ganze Produktfertigungen inklusive der Logistik automatisieren. Gleichzeitig bedeuten eine weitestgehende Selbstoptimierung und Selbstkontrolle auch, dass einzelne Produkteinheiten immer genauer und kleinteiliger sein dürfen. Das bedeutet eine höhere Effizienz in Sachen Fertigungsgenauigkeit und Zeitaufwand. Insgesamt kann ein Unternehmen, welches Produkte fertigt, von diesen Maßnahmen also nur profitieren.
Die Digitalisierung 4.0 enthält aber noch ein bisher ungeklärten Begriff, nämlich das Internet der Dinge. Auch dies ist ein Begriff, dem Sie sicherlich schon als Schlagwort begegnet sind. Um es kurz zu machen: Das Internet der Dinge bezeichnet die Möglichkeit, dass Objekte untereinander kommunizieren. Beispielsweise kann eine heiß laufende Metallstanze der Kontrolleinheit eines Fließbandes mitteilen, dass sie heiß läuft (aufgrund des zu schnellen Stanzens). Entsprechend kann das Fließband dann langsamer werden und so die Stanze entlasten. Erreicht die Temperatur wieder einen niedrigeren Punkt, kann das Fließband wieder beschleunigt werden. Das Internet der Dinge dient in den meisten Fällen dazu, einzelne Prozesse aufeinander abzustimmen.
Im privaten Bereich sind vor allem die Möglichkeiten des Smart Homes relevant. Stellen Sie sich einfach vor, Sie könnten einen Knopf drücken und sofort würden Ihre Musikanlage und die Beleuchtung genau wissen, was zu tun ist, damit Sie sich entspannen. – Solche Dinge sind bereits möglich…
Im Zusammenhang mit der Digitalisierung 4.0 geht es aber wie erwähnt primär darum, dass Maschinen miteinander kommunizieren und so die Produktion effizienter machen. Dass auch hierdurch Arbeitsplätze verloren gehen können, ist zu erwarten. Andererseits tut sich auch ein gänzlich neuer Markt auf, in welchem eben diese Maschinen und Systeme überhaupt entworfen und programmiert werden. Das erfordert zukünftig ebenfalls ganz andere Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung.
In Deutschland werden das Qualifizieren von Mitarbeitern sowie das Automatisieren überhaupt als große Herausforderungen genannt. In anderen Ländern ist der Aufbau ganzer Smart Factorys – also automatisch gesteuerter Fabriken – hingegen ein bereits umgesetztes Ziel. Allerdings gilt in diesem Zusammenhang, dass vieles noch nicht optimal ausgereift ist. So stellt etwa das Schaffen von künstlicher und lernfähiger Intelligenz in diesem Zusammenhang eine der größten Herausforderungen dar.
Derzeit ist es deshalb noch so, dass der Mensch noch immer als Operator über den Maschinen steht: Er verwaltet sie, programmiert sie, steuert sie, kontrolliert sie und löst aufkommende Probleme. Ganz ohne Menschen kommt daher noch keine Informationstechnik aus. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies einmal ändert.
Digitalisierung 4.0 bedeutet aber nicht nur eine andere Art der Fertigung. Sie bedeutet auch, dass die Produkte selbst andersartig werden. So werden auch die Produkte immer vernetzter und immer dazu fähig, Daten zu sammeln. Produkte sind dauerhaft mit dem Internet verbunden und sammeln Daten. Diese Daten wiederum beeinflussen die weiteren Entscheidungen der Unternehmen. Damit ist der Bogen in Richtung der digitalen Transformation wieder gespannt.
Als Keynote Speaker ist Digitalisierung für mich eins der entscheidendsten Themen, um Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.