Ich kann mich noch genau daran erinnern wie meine Freunde und ich im Kindergarten alle möglichen Vorstellungen und Fantasiegebilde davon hatten, was wir später einmal werden wollten. Während der kleine Justin davon träumte Feuerwehrmann oder Astronaut zu werden, wollte ich später einmal Prinzessin sein. Selbst in den folgenden Jahren, wenn man mich nach meinen späteren Berufswunsch gefragt hat, hat die Antwort nie gelautet: „Ich will Redner werden!“
Zugegeben diese Entscheidung habe ich bis heute immer nur indirekt bereut: In der Schule, wenn ich ein Referat halten musste oder in der Uni, wenn es darum ging mit meinem Vortrag einen Schein zu bekommen. Selbst jetzt wo ich im mitten im Berufsleben stehe, werde ich – zu meinem Leitwesen – immer noch hin und wieder dazu gezwungen die ein oder andere Präsentation zu halten. Doch mittlerweile habe ich mir die nötigen Skills angeeignet, die es bedarf, um ein guter Redner zu werden.
Im Folgenden zeige ich dir eine einfache Anleitung mit der du meine Stolpersteine umgehst und auch du ein guter Redner wirst:
1. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Der schlechteste Vortrag an den ich mich zurückerinnern kann, war in meinem zweiten Semester an der Uni. Ich habe das Seminar gehasst, der Dozent war staubtrocken und der Unterricht hat das gesamte Semester aus zusammengebastelten Referaten seiner Studenten bestanden. Im Endeffekt habe ich den Kurs nur zwei Mal besucht. Die erste Stunde um ein Referatsthema zu bekommen und das zweite Mal, um mein Referat zu halten.
Das, was ich während meines Referates abgeleistet habe, glich später mehr einer Commedy-Veranstaltung als einem wissenschaftlichen Vortrag auf universitätsniveau. Ich muss gestehen, ich hatte mich in keiner Weise auf mein Thema vorbereitet, weil es mich null interessiert hat, ich lief rot an, weil alle merkten, dass ich keinen Plan hatte, ich kam ins Stocken …
…und zu guter Letzt stolperte ich dank meiner Schuhe vor dem gesamten Kurs und fiel hin. Dieser Vortrag war ein Desaster und hat mir drei wichtige Dinge gezeigt: 1. Schuhe und hinfallen usind eine sehr schlechte Kombination, 2. Sei das nächste Mal vielleicht besser informiert über dein Thema. Die Haupterkenntnis dabei aber war:
Wähle ein Thema, das dich interessiert.
Seit ich aufgehört habe wahllos über irgendwelche Inhalte zu referieren, sondern nur über Themen, die ich wirklich interessant finde, sind mir keine derart peinlichen Momente mehr wiederfahren – und das liegt nicht nur daran, dass ich seitdem nur noch in Hose und Sneakers zu meinen Vorträgen gehe.
Ich denke seit dieser Erfahrung, dass ein solides Grundinteresse an dem vorzutragenden Inhalt wichtig dafür ist, um ein guter Redner zu werden. Die Begeisterung für dein Thema, wird dir die intensive Recherche später viel leichter machen.
Ein weiterer Pluspunkt ist dabei, dass deine Ausstrahlung sich während deiner Rede automatisch positiv verändern wird. Denn was gefällt dir persönlich besser: Ein Redner, der sich selbst kaum dazu motivieren kann seinen Inhalt dem Zuhörer widerzugeben oder ein Redner, der sich vor Leidenschaft seiner Sache sicher ist und wortwörtlich für sein Thema brennt?
Richtig. Zweiter gefällt mir persönlich auch besser, weil sich das Publikum von der Begeisterung und Euphorie eines guten Redners mitreißen lässt. Es ist wichtig, dass du bei deinen Zuhörern Interesse weckst und dies funktioniert am leichtesten, wenn du selbst auch interessiert bist an dem was du vorträgst.
2. In der Ruhe liegt die Kraft
Dass ich vor den Augen aller bei dem schlimmsten Vortrag meines Lebens über meine eigenen Füße gestolpert bin, lag mit großer Sicherheit an meinen hohen Schuhen, aber nicht nur: Ich war auch tierisch nervös und überdreht.
Ich hätte mir von Anfang an viel Peinlichkeit ersparen können, wenn ich mich besser auf mein Thema vorbereitet hätte. Und damit meine ich nicht, dass du deinen gesamten Vortrag auswendig können musst, um ein guter Redner zu werden, aber etwas Hintergrundwissen während deiner Rede schadet auf keinen Fall und hilft dir dabei die Ruhe zu bewahren. Eine gute Vorbereitung stellt sicher, dass du so wenig wie möglich dem Zufall überlässt.
Je mehr du über deinen eigenen Inhalt weiß, umso besser kannst du dein Publikum auch von deinen Ideen überzeugen. Redner werden erfordert zugegegeben auch einiges an Fantasie, denn erfolgreiche Redner wie Cicero oder Martin Luther King reißen ihr Publikum nicht nur durch eine gut ausgeprägte Rhetorik und ihren Enthusiasmus mit, sondern sie schaffen es ihre Zuhörer in eine Geschichte zu verwickeln.
Um ein guter Redner zu werden empfiehlt es sich zunächst an kleineren Reden zu üben – vielleicht sogar vor ausgewähltem Publikum. Wenn ich als Redner gebucht werde, dann oft, weil ich das eben erst nicht seit letzter Woche Freitag mache.
Da ich anfangs viel zu nervös gewesen bin, habe ich meine Reden meinem Hund immer und immer wieder vorgesprochen, bis ich mich damit an die Öffentlichkeit getraut habe. Ob er davon irgendwelche Folgeschäden davon getragen hat, mag ich nicht beurteilen, aber manchmal ist er dabei eingeschlafen. Meinem Hund habe ich es nicht übel genommen, vor einem Publikum wäre es kein Idealzustand.
Durch das häufige wiederholen deines Themas wirst du sicherer werden und langsam wirst du auch merken, dass du darauf aufbauen kannst, sodass du deine Redezeit immer mehr ausdehnen kannst. Wichtig ist dabei nur im Hinterkopf zu behalten, dass unabhängig vom einzelnen Interesse, die Aufmerksamkeitsspanne eines Jeden begrenzt ist. Keine Rede sollte daher pausenlos und stundenlang sein.
Redner werden nicht nach der Länge ihrer Rede, sondern nach deren Effizienz beurteilt.
3. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Das Reden innerhalb einer Rede wird eigentlich überbewertet. Reden können wir Menschen quasi ab dem fünften Lebensjahr. Die Kunst ist es dabei immer deine Rede angemessen zu gestalten, sodass sie deinem Publikum interessant erscheint. Hierbei gilt das gleiche wie bei Vorträgen in der Uni: Sicheres und kompetentes Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.
Natürlich ist das was aus deinem Mund kommt während des Vortrags wichtig, aber es macht für den Gesamteindruck deines Auftretens nur 10% aus und spielt damit eine eher untergeordnete Rolle.
Um ein guter Redner zu werden, musst du folgendes beachten:
„60% aller menschlichen Kommunikation ist nonverbal – Körpersprache. 30 % macht der Tonfall aus; das bedeutet, dass 90% dessen was du sagst, gar nicht aus deinem Mund kommt.“
Wenn du dich fragst welche empirische Studie dies tatsächlich so belegt: Hitch – der Datedoktor. Und ob es sich um Dating-Regeln oder um eine Anleitung handelt, um ein guter Redner zu werden, macht keinen großen Unterschied. Sicheres Auftreten ist dabei die Quintessenz. Das Publikum wird sich nicht zwingend für das begeistern was du sagst, wohl aber dafür wie du es rüberbringst.
Das wichtigste dabei ist aber, dass du authentisch bleibst. Wenn während eines Vortrags unsicher wirst, dich verhaspelst oder den Faden verlierst, dann entspanne dich. Fortgeschrittene Redner werden zu diesem Zeitpunkt die Gelegenheit ergreifen, um sich selbstironisch vor ihrem Publikum zu betrachten.
Wenn du bereits nervös bist und ins Stottern kommst, werden deine Zuhörer es dir bereits an deiner Körpersprache abgelesen haben, durch einen Witz über dich selbst, nimmst du dem Augenblick seine Peinlichkeit.
Zugegeben es ist nicht einfach und ich hätte mir diese Form der Selbstironie zu dem Zeitpunkt meines Univortrags gewünscht, aber selbst jetzt nach Jahren des Nachdenkens fällt mir nichts treffendes ein, was ich in dieser Situation mit meinem Hintern in die Höhe gestreckt hätte sagen können…
Allgemein ist Redner werden nichts anders als Sprecher sein. Sowie der Sprecher einer Sprache nicht als oberstes Ziel die Kommunikation verfolgt, ist auch die Rede nur ein Mittel zum Zweck. Gute Reden und gute Redner wollen in der Regel ihr Publikum von einer Sache oder einer Idee überzeugen.
In großen Unternehmen oder im späteren Berufsleben sind Reden immerzu zweckorientiert. Und wie bei vielem im Leben kommt es nicht auf die einzelne Kompetenz (in diesem Fall das Sprechen) an, sondern auf das Gesamtpaket, dass im Idealfall einen bleibenden Eindruck beim Zuhörer erwecken soll.
Behalte dabei stets im Hinterkopf: Die Aufmerksamkeit des Publikums zu haben ist die eine Sache, sie zu halten ist die Kunst. Als Keynote Speaker solltest du dazu auch immer deine Themen in den Vordergrund stellen, so wie ich es hier auf meiner Keynote Speaker Seite mache.
Grundsätzlich gilt Redner werden ist ein längerer Prozess, grade wenn du ein Mensch bist, der eher schüchtern veranlagt ist und keiner verlangt von dir, dass du dies zwanghaft übers Knie brichst. Geh es in kleinen Schritten an: Langsam üben schneller Fortschritt, schnell üben langsamer Fortschritt.
Bleib motiviert
Felix